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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 124

1911 - Erfurt : Keyser
— 124 — lichen Fürsten das Recht, sich für die an Frankreich verlorenen Gebiete durch Besitznahme geistlicher Landgebiete auf dem rechten Rheinufer und innerhalb Deutschlands zu entschädigen. Für Preußen wurden diese Entschädigungen in einem Vertrage vom 23. Mai 1802 genauer festgesetzt. Es erhielt für einen Verlust von 48 Quadrat-meilen mit 140 000 Einwohnern einen Gewinn von 220 Quadrat-meilen mit 520 000 Einwohnern, darunter das Mainzer Eichsfeld und das Erfurter Land. Durch einen Erlaß vom 6. Juni 1802 erklärte König Friedrich Wilhelm Iii. diese Gebiete für seinen Besitz. Ju Erfurt hatte man hiervon noch nichts Bestimmtes gehört, als am 5. August für das hier in Quartier stehende Kaiserliche Bataillon der Befehl zum Abmarsch eintraf. Er erfolgte vom 12. bis 17. August. Wenige Tage darauf wurde allen Ortschaften des Kreises und der Stadt ein Schreiben der Kurfürstlichen Regierung bekannt gegeben, welches das Einrücken der preußischen Truppen als bevorstehend mitteilte. Tatsächlich war in der Nacht vom 20. zum 21. das preußische Besatzungskorps, bestehend aus einem Bataillon Dragoner und 3 Bataillonen Infanterie, zusammen 3500 Mann, unter den Generalleutnants von Voß und v. Wartensleben in das Erfurter Land eingerückt und stand in Ilversgehofen. Nachdem am 21. August in der Frühe ein Offizier in die Stadt gekommen war und der versammelten Regierung die Besitznahme angezeigt hatte, rückten um 9 Uhr die preußischen Truppen durch das Krämpsertor in die Stadt ein. Am Tor wurden sie von einer Abordnung des Stadtrates empfangen. Dann marschierten sie nach dem Platz vor den Graden, wo die vom Petersberg kommende kurmainzische Besatzung dem neuen Landesherrn Treue schwur und unter die preußischen Soldaten verteilt wurde. Tore und Zitadellen waren inzwischen besetzt worden. Nunmehr wurde auf der Statthaltern, dem Rathaus, und an allen Toren der preußische Adler entfaltet und die Besitz-nahme-Urkunde angeschlagen. Die Infanterie quartierte man bei den Bürgern ein, die Dragoner aber kamen auf die Dörfer. — Durch den Reichs-Depntations-Hauptschluß in Regensburg vom 25. Februar 1803 wurde die Einverleibung endgültig anerkannt, und die kaiserliche Bestätigung erfolgte bierzu am 27. April 1803. Nunmehr entschloß sich auch der König, das neuerworbene Land persönlich auszusuchen. Am 30. Mai 1803 traf er mit seiner Gemahlin in Erfurt ein und stieg in der ehemaligen Statthaltern ab (f. Nr. 65). Durch die wiederholten Besuche des Königs-Paares, vor allem aber durch das leutselige Wesen desselben söhnten sich die Erfurter mit der neuen preußischen Verwaltung aus, die ihnen infolge der knappen, soldatischen Art anfangs nicht behagt hatte. Erfurt unter französischer Herrschaft: Aber schon 1806 endete die neue Herrschaft Preußens über Erfurt. Drei Tage nach der Schlacht bei Jena (14. 10. 1806) ergab sich die Stadt schimpf-

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 126

1911 - Erfurt : Keyser
— 126 — bei der schwachen Besatzung für geratener, die Verteidigung aus den Petersberg zu beschränken. Doch wurde der Domhügel zur Festung gezogen und mit Schanzpfählen umgeben. Die beiden herrlichen Kirchen benutzte man zu Pferdeställen und fügte ihnen dadurch im Innern großen Schaden zu. — In dieser Zeit kam König Friedrich Wilhelm Iii. mit den Königlichen Prinzen auf seiner Reise zur Armee nach Frankreich durch Möbisburg und wohnte im Heinernannschen Hause. Die Uebergabe der Stadt selbst sand am 6. Januar 1814 statt; die Zitadellen mit Einschluß des Domhügels und des Brühler- und Andreastores blieben aber noch im Besitze der Franzosen. Die letzten Franzosen aber verließen erst am 16. Mai 1814 die Stadt (s. Nr. 78). Erfurt abermals preußisch: Eine der ersten und not- wendigsten Ausgaben der Bürger nach der Uebergabe der Stadt war die Einrichtung von Lazaretten für die erkrankten preußischen Soldaten, die in ihren bisherigen Quartieren nur wenig Pflege gefunden hatten. Aber nicht nur durch Samariterdienste zeigten sich die Erfurter würdig, dem preußischen Staate anzugehören, sondern auch durch die Teilnahme an dem weiteren Kriegszuge gegen Napoleon. Kaum war die erneute Besitznahme der Stadt durch die Preußen erfolgt, als Freiwillige in großer Zahl zu den Fahnen eilten und Landwehr und Landsturm nach preußischem Muster sich bildeten. Am 4. März 1814 wurden die freiwilligen Jäger in der Kaufmannskirche eingesegnet und am 12. März marschierten sie nach Frankreich ab (f. Nr. 79). Sobald der erste Pariser Friede geschlossen war, zogen die Heere der Verbündeten in die Heimat zurück, und die Bürger konnten ihren geliebten König aus der Rückkehr nach seiner Hauptstadt in Erfurts Mauern begrüßen. Auch seinen Geburtstag und den ersten Gedächtnistag der Leipziger Völkerschlacht feierten sie in erhöhter Freude (s. Nr. 80). Noch waren aber die Verhandlungen des Wiener Kongresses (1814—15) nicht zu Ende, als der Krieg mit Napoleon von neuem ausbrach und abermals Opfer zur Rettung des Vaterlandes verlangte. Diesmal war die Teilnahme am Kampfe für die Erfurter Landwehr und die freiwilligen Jäger weit ehrenvoller. Sie kämpften mit in der heißen Schlacht bei Belle-Allianee und gewannen Anteil an dem Ruhme jenes Tages. Bald darauf endete der zweite Pariser Friede den Feldzug mit Frankreich. Durch den Wiener Kongreß, der mit der Unterzeichnung der Bundesakte am 8. Juni 1815 zu Ende ging, erhielt Preußen die größere Hälfte des Königreiches Sachsen (Merseburg, Gefell, den Thüringer Kreis und Henneberg). Es bildete daraus mit den schon früher preußisch gewesenen oder gewordenen Gebieten im Nieder- und O bersächsischen Kreis (Magdeburg, Grafschaft Hohenstein, Mühlhausen, Eichsfeld, Stadt und Gebiet Erfurt) die Pro-

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 232

1911 - Erfurt : Keyser
— 232 — begab er sich nach Langensalza, um Kriegsrat abzuhalten. Er verlangte sofortigen Vormarsch auf Gotha, boch die ettttoefenben Generale hielten ein Vorrücken wegen der mangelnben Verpfle- gung, der großen Ermüdung der Truppen und wegen des fehlenden Schießbebarfs für unmöglich. So mußte benn der König von seiner Forberung abstehen, und die Armee verblieb bei Langensalza. Zwei Tage später streckte sie den Preußen die Waffen und lehrte mit der Bahn in die Heimat zurück. Hannover eine preußische Provinz: König Georg begab sich mit dem Kronprinzen am 30. Juni über Erfurt auf das Schloß „Fröhliche Wieberkunft", welches feinem Schwiegervater, dem Herzog von Sachfen-Altenbnrg, gehörte. Von hier reifte er nach Wien zu feinem Verbünbeten, dem Kaiser Franz Joses. Er hoffte, daß biefer ihn im Triumph nach Hannover zurückführen würde. Sein Wunsch erfüllte sich nicht. Am 20. September ver-f'imbete ein Gesetz die Vereinigung des Königreiches Hannover mit Preußen, und am 6. Oktober würde die Besitzergreifung im Schlosse zu Hannover unter Glockengeläut und Kanonenbonner feierlich erklärt. (Nach Fr. Regensberg.) 86. Podol und Itlünchengrcif}. 26. und 28. 3uni 1866. Veranlassung zum Eingriff: Kaum hatte ant Abenb des 26. Juni die 15. Jnfanteriebrigabe (die Erfurter Regimenter 31 und 71) nahe bei Pobol Biwak bezogen, als braußen bei den Vorposten das Gefecht sich erneuerte. Im Kampfe mit den preußischen 72ern und 4. Jägern batte die berühmte österreichische „Eiserne Brigabe" die Jfer-Uebergänge aufgeben müssen und wollte sie nun zurückerobern. Generalmajor v. Bose, der Führer der 15. Brigabe, aber hatte den hohen Wert des Besitzes der Jserbrücken für bte Preußen erkannt. Auch wollte er nicht, daß gleich im ersten Gefecht den Oesterreichern das Felb geräumt würde. Er gab barum den Befehl, sofort zur Unterstützung der 72er auf Pobol vorzurücken. Nächtlicher Vormarsch auf Podol: Es war schon 11 Uhr nachts und vollständig bunkel, als man aufbrach. Doch ohne Sägern ging's im Trab vorwärts. Bei bet ersten Straßensperrung, einer quer über der Chaussee liegenben, starken Pappel, siel der erste Schuß von österreichischer Seite. Ihm folgte balb ein schärferes Feuer aus den wenigen, nächstliegenben Häusern Pobol». Anfangs erwiberte man nur vereinzelt aus dem voranstürmenben preußischen Hausen. Dann aber machte alles halt, um zu schießen. Keiner wollte auf sich abbrücfen lassen, ohne zu antworten. Doch das Feuern im Dunkeln ohne Ziel war zwecklos. Es würde barum eingestellt, und im festen Schritt ging's von neuem dem Dorfe zu. In biefem Augenblick kam von bort eine feinbliche Abteilung

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 96

1902 - Karlsruhe : Lang
— 96 — westfälischen Frieden trat er als Generalfeldmarschall in die Dienste des Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Durch seinen Eifer und seine Tüchtigkeit brachte er es dahin, daß die branden, burgischen Truppen bald zu den besten in ganz Europa gehörten. Dazu trug indes besonders der Umstand bei, daß Kur- Der Große Kurfürst. fürst Friedrich Wilhelm sein Heer nicht mehr durch angeworbene Leute aus aller Herren Ländern ergänzte, sondern in seinem Staate die Wehrpflicht einführte. Die Kurfürsten von Brandenburg sollten nach dem Tode des letzten Herzogs von Pommern dessen Land erben. Allein im westfälischen Frieden wurde Vorpommern mit der Insel Rügen den Schweden zugesprochen, und Kurfürst Friedrich Wilhelm erhielt als Entschädigung das Erzbistum Magdeburg mit Halberstadt und die Bistümer Minden und Kamin. Seinem Großvater war im Jahre 1614 durch Erbschaft das Herzogtum Klebe am Niederrhein und das Herzogtum Preußen zugefallen. So besaß Friedrich Wilhelm ein großes Landgebiet; aber die einzelnen Teile desselben hingen nicht zusammen, und er mußte für das Herzogtum Preußen überdies den König von Polen als feinen Oberlehensherrn anerkennen. Ein zwischen Schweden

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 130

1902 - Karlsruhe : Lang
— 130 ihren früheren Besitzern wieder zurückgegeben, wie das Königreich beider Sizilien, der Kirchenstaat, das Großherzogtum Toscana, die Königreiche Sardinien und Spanien, teils zur Entschädigung anderer Mächte verwendet. So erhielt Österreich in Italien die Lombardei und Venetien, aus der Ostküste des adriatischen Meeres Dalmatien; Polen wurde in seinen gegenwärtigen Grenzen wiederhergestellt und mit Rußland verbunden. Schweden trat an Preußeu Vorpommern und Rügen ab und erhielt dafür Norwegen, das dem Könige von Dänemark, einem treuen Bundesgenossen Napoleons, genommen wurde. Hollaud und Belgien wurden zu dem Königreiche der vereinigten Niederlande verbunden. Die größten Veränderungen gingen in Deutschland vor. Die Rheinbundsfürsten behielten säst ohne Ausnahme ihr zur Zeit der Fremdherrschaft erworbenes Landgebiet. Bayern gab Tirol und Salzburg an Österreich ab und erhielt die Rheinpsalz und die preußischen Fürstentümer Ansbach und Baireuth, sowie das Gebiet von Würzburg. Oldenburg, Braunschweig, die Kurfürstentümer Hessen und Hannover wurden wiederhergestellt, letzteres zum Königreich erhoben und vergrößert. Der König von Sachsen mußte die Hälfte seines Gebietes an Preußen abtreten. Preußen erhielt im ganzen die Grenzen wieder, die es vor 1805 gehabt hatte, ferner die Provinz Posen, die Herzogtümer Jülich und Berg nebst den Gebieten der geistlichen Kurfürsten von Trier und Köln. Hamburg, Lübeck, Bremen und Frankfurt wurden freie Städte. Die 38 Staaten Deutschlands wurden durch die Wiener Bundesakte vom 8. Juni 1815 zu einem Bunde vereinigt, der den Namen „der Deutsche Bund" führte. Jeder Staat hatte feine volle Unabhängigkeit. Die gemeinsamen Angelegenheiten wurden durch die oberste Bundesbehörde, den Bundestag, der in Frankfurt feinen Sitz hatte, beraten und beschlossen. Im Bundestage hatte jeder größere Staat eine Stimme, die fünf kleinsten miteinander eine. Kurze Zeit nach dem Schlüsse des Wiener Kongresses errichteten die Kaiser Franz und Alexander und König Friedrich Wilhelm Iii. die heilige Allianz, durch die sie die Pflicht übernahmen, ihre Völker nach Gottes Ordnung und nach den Grundsätzen der christlichen Religion in Frieden und Gerechtigkeit zu regieren. Xxy. pas neue deutsche Meich. 1. Die Zeiten des Bundestages. Friedrich Wilhelm Iv., König von Preußen. Mit der neuen Gestalt, die Deutschland durch deu Wiener Kongreß erhalten hatte, waren viele vaterlandsliebende Männer

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 136

1902 - Karlsruhe : Lang
— 136 — lnasknt den, Dänenkönig zum Nachgeben. Im Frieden zu Wien, 30. ^ttober 1864 trat er die Herzogtümer Schleswig und Holstein an Österreich und Preußen ab. Auf die beiden Herzogtümer hatte der Herzog Friedrich von <üugu]tenburg Erbansprüche, die von allen deutschen Regierungen anerkannt wurden. Als Friedrich in die Herzogtümer eingesetzt werden tollte, verlangte der König Wilhelm I./daß der Herzog ui ein enges Bündnis mit Preußen trete, seine Truppen mit dem preußychen Heere vereinige, in die Bnndessestung Rendsburg preußische Besatzung aufnehme und den Hafen von Kiel an Preußen übergebe. Hierdurch sollte die Bildung eines neuen Kleinstaates verhindert werden. Der Herzog schlug diese Forderungen ab, was von Österreich, den Mittelstaaten und Kleinstaaten gebilligt wurde. Zwischen Österreich und Preußen wurde bte Verstimmung immer größer. Der Bundestag sollte den wegen Schleswig-Holstein ausgebrochenen Streit beilegen. In Berlin wußte man, daß die Entscheidung gegen Preußen ausfallen werde, und war dank der Heeresverbesserung auf den Kriegsfall gerüstet. Überdies hatte Preußen ein Bündnis mit Italien geschlossen, um Österreichs Streitfrage zu teilen. Nach langen Verhandlungen, wahrend welcher von Preußen der Antrag auf etne Umgestaltung des Bundes unter Preußens Führung mtt Ausschluß Österreichs gestellt wurde, beschloß auf Betreiben £sterreichs der Bundestag am 14. Juni 1866, daß ein Bnnde^-heer gegen Preußen kriegsbereit gemacht werde. Nun erklärte der- König von Preußen, er betrachte den Bund als gelöst. Mit gewohnter Schnelligkeit trat Preußen in den nunmehr aus-brechenden Krieg ein. Bis zum Ende des Monats war das hannoversche Heer gefangen und ganz Norddeutfchland in der Gewalt Preußens. Gleichzeitig waren unter blutigen Gefechten zwei preußische Heere in Böhmen eingerückt, und ant 3. Juli wurde bei Königgrätz die Entscheidungsschlacht geschlagen. Das österreichische Heer erlitt eine furchtbare Niederlage. Drei Wochen barauf wurden zu Nikolsburg bte Friebensunterhanblungen eröffnet. Bis zum Schlüsse des Monats Juli würde zwischen bett Bnnbestruppen (Bayern, Hessen, Babenern) und Preußen ant Main gekämpft. Auch hier waren die Preußen siegreich. Im Laufe des Monats August wurde zu Prag der Friede geschlossen Hannover, Hessen-Kassel, Nassau, Frankfurt am Main, Hessen-Homburg ünd^Schleswig-Holstein wurden dem preußischen Staate einverleibt. Österreich schied aus Deutschland aus, zahlte 40 Millionen -later Kriegskosten ttnd stimmte zu, daß Preußen die Staaten nördlich des Mains zum Norbbeutschen Bttnbe vereinige. Die süddeutschen Staaten würden von Preußen glimpflich behanbelt; neben nicht allzuharten Kriegskostenzahlungen verpflichteten sie sich,

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 138

1902 - Karlsruhe : Lang
— 138 — und hatte alle Hoffnung auf einen Sieg, weit seine Truppen mit einem besseren Jnfanteriegewehre und einem Geschütze von mörderischer Wirkung, dem Chassepotgewehre und der Mitraillense, ausgerüstet waren. Nebenbei wußte er, daß in Süddeutschland die Preußen nicht besonders beliebt waren, und hoffte, die Deutschen gegen die Deutschen benützen zu können, wie es einst sein Oheim getan hatte. Das aber wußte er nicht, daß in Süddeutschland Fürsten und Völker den Verrat am Vaterlande verabscheuten ititd in einem Kampse gegen Frankreich mit Freuden an der Seite ihrer norddeutschen Brüder zu kämpfen bereit waren. Noch fehlte es an einem Vorwande znm Kriege. Da boten spanische Parteimänner, nachdem die Königin Isabella von Spanien im Jahre 1868 verjagt worden war, dem Erbprinzen Leopold von Hohenzollern die spanische Königskrone an. Der Prinz war auch bereit, sie anzunehmen; als aber die französische Regierung erklärte, sie sehe hierin eine Vergrößerung der preußischen Macht, die sie nicht dulden dürfe, zog der Prinz seine Zusage zurück. Diese Reden von Vergrößerung der preußischen Macht waren ein lügenhaftes Ränkespiel. Leopold von Hohenzollern ist allerdings ein preußischer Prinz;*) allein er ist mit der preußischen Königsfamilie nur dadurch verwandt, daß das preußische Königshaus und die Fürsten von Hohenzollern einen gemeinsamen Stammvater haben, der vor 700 Jahren gelebt hat. Viel näher ist er mit der Familie Kaiser Napoleons Iii. verwandt; die Mutter seines Vaters und die Mutter seiner Mutter waren Nichten Kaiser Napoleons I., also Basen Napoleons Iii. Von einer Verbindung mit dem durch andauernde innere Unruhen geschwächten Königreiche Spanien hätte Preußen viel mehr Nachteil als Nutzen zu erwarten gehabt. Aber der französische Kaiser brauchte deu Krieg, deswegen waren ihm auch die schlechtesten Vorwände gut genug. Obgleich Prinz Leopold die spanische Kroue endgültig abgelehnt hatte, waren die Franzosen nicht zufrieden. Der französische Gesandte am Berliner Hofe, Benedetti, verlangte im Bade Ems von König Wilhelm mit großer Zudringlichkeit das Versprechen, nie zu dulden, daß der Prinz von Hohenzollern die spanische Königskrone annehme. Dem preußischen Gesandten in Paris wurde sogar zu verstehen gegeben, es wäre gut, wenn sein König sich in einem besonderen Schreiben bei dem Kaiser Napoleon dafür entschuldigte, daß die Spanier dem Erbprinzen von Hohenzollern ihre Königskrone angeboten hatten. *) Als im Jahre 1850 die Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen und Hechingen ihre Fürstentümer an Preußen abtraten, erhielten sie für sich und ihre Familien den Titel Hoheit und die Vorrechte der preußischen Prinzen. Seit dem Aussterben der Hechinger Linie trägt der Fürst den Titel: Fürst von Hohenzollern.

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 73

1902 - Karlsruhe : Lang
— 73 — Zur besseren Erhaltung des Landfriedens wurde das Reichsgebiet in zehn Kreise eingeteilt?) Xvii. Die Kirchentrennung. Martin Luther war der Sohn eines Landmannes aus Möhra in Thüringen. Sein Vater verließ seine Heimat und nahm seinen Wohnsitz in Eisleben und später iu Mausfeld, wo er sich durch Bergmauusarbeit ernährte. In Eisleben wurde Martin Luther am 10. November 1483 geboren. Er hatte eine harte Jugend; denn seine Eltern waren arm und hielten ihn strenge. Wegen seiner guten Anlagen wurde er zum Studieren bestimmt und in die lateinische Schule nach Magdeburg und später nach Eisenach gebracht. Hier mußte er sich seinen Lebensunterhalt zum Teil dadurch erwerben, daß er, wie dies damals gebräuchlich war, mit andern Schülern vor den Häusern reicher Leute geistliche Lieder saug. In seinem achtzehnten Jahre begab er sich nach Erfurt auf die hohe Schule, um sich zum Rechtsgelehrten auszubilden. Er war in jener Zeit ein lebensfroher Jüngling und eben fo fehr wegen seines Eifers für das Studium, als wegen seiner heiteren Gemütlichkeit und seiner Neigung zu Musik und Gesang bei den übrigen Studenten geachtet und beliebt. Der Tod seines besten Freundes erfüllte ihn mit tiefer Betrübnis, und als er bald darauf durch ein schweres Gewitter in Lebensgefahr kam, legte er das Gelübde ab, dem weltlichen Leben zu entsagen und Mönch zu werden. Obgleich sein Vater diesen Entschluß nicht billigte, trat Martin Luther doch in das Kloster der Augustiner zu Erfurt ein. Mit größtem Eifer erfüllte er die Pflichten, die das Klosterleben ihm auferlegte, und betrieb das Studium der Gottesgelehrtheit mit solchem Erfolge, daß der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen ihn als Professor an die hohe Schule zu Wittenberg berief. Hier hielt er Vorträge über die Briefe des Apostels Paulus, über die Psalmen und über die Schriften des Kirchenvaters Augustinus *) Zwischen den Alpen und dein Thüringer Wald der schwäbische, bayerische, österreichische und der fränkische Kreis, nördlich davon zwischen Weser und Ostsee im Gebiete der Elbe und Oder der obersächsische und der niedersächsische Kreis, zwischen Weser, Ems und Niederrhein der westfälische Kreis; der oberrheinische umsaßt Elsaß-Lothringen, einen großen Teil der bayerischen Pfalz, das heutige Großherzogtum Hessen und die preußische Provinz Hessen-Nassau, der niederrheinische oder kurrheinische die Gebiete des Psalzgrasen bei Rhein und der drei geistlichen Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier; der burgundische Kreis begriff in sich Holland, Belgien, Luxemburg und die Freigrafschaft Burgund, westlich vom Jura. Böhmen, Mähren, Schlesien und die Schweiz waren keinem Kreise zugeteilt.

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 118

1902 - Karlsruhe : Lang
- 118 — erfolgreich unterstützte, daß durch die ganze Dauer des Krieges die Stadt nicht in die Hände der Feinde kam. König Friedrich Wilhelm Iii. begab sich nach der Niederlage seines Heeres mit seiner Familie in die östlichen Provinzen seines Landes. Dort sammelten sich die Reste des preußischen Heeres, etwa 6000 Mann, die, mit einem russischen Hilfsheer verbunden, gegen die Franzosen die blutige, aber unentschiedene Schlacht von Prenßisch-Eylan schlugen (6. und 7. Februar 1807). Bald darauf kam Kaiser Alexander von Rußland mit einem Heere nach Preußen und schloß mit Friedrich Wilhelm einen förmlichen Bund gegen Napoleon. Allein die Franzosen gewannen am 14. Juni 1807 die entscheidende Schlacht bei Friedland, welcher vier Wochen später der Friede von Tilsit folgte. Friedrich Wilhelm Iii. mußte durch diesen Friedensschluß alle seine Besitzungen westlich der Elbe und einen Teil der östlichen Provinzen, feist* die Hülste seines ganzen Gebietes, abtreten, ungeheure Zahlungen für Kriegskosten übernehmen und bis zur Abtragung derselben ein französisches Heer von 200 000 Mann in feinem Reiche unterhalten. Kaiser Alexander von Rußland schloß ein Bündnis mit Napoleon und ließ sich von ihm Teile des preußischen Gebietes zuweisen. Ans den westlichen Teilen der preußischen Monarchie, Kurhessen und Braunschweig, machte Napoleon das Königreich Westfalen, das er feinem Bruder Hieronymus übergab. Das Kurfürstentum Sachsen wurde bedeutend vergrößert und zum Königreich erhoben, mußte aber, wie das Königreich Westfalen, das Herzogtum Weimar und die bisher noch unabhängigen kleinen Fürstentümer, dem Rheinbund beitreten, der dadurch auf 5300 Quadratmeilen mit 13 Millionen Einwohnern anwuchs. 2. Napoleons Zwin^herrfchaft. Nachdem Österreich und Preußen besiegt und die übrigen deutschen Fürsten durch den Rheinbund unter die Botmäßigkeit Napoleons gebracht waren, schien diesem auf dein Festlande Europas niemand mehr widerstehen zu können. Die Engländer setzten zur See den Krieg gegen Frankreich fort; um ihnen durch Beschränkung ihres Handels zu schaden, verbot Napoleon, daß englische Waren auf das Festland eingeführt werden. Man nannte dieses Verbot die Kontinentalsperre. Hierdurch wurde auch der deutsche Handel empfindlich geschädigt. Die Fürsten und Völker der Rheinbundstaaten wurden von den Franzosen wie Sklaven behandelt; in Preußen schalteten auch nach dem Tilsiter Frieden die französischen Generale mit roher Willkür. Die französische Polizei überwachte argwöhnisch jedes freie Wort,

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 131

1902 - Karlsruhe : Lang
— 131 - nicht zutrieben. Die Teilung deutschicirtbs in 38 selbstänbige Staaten erschien als eine Schwächung des Naterlanbes, weil sie dem Anslanbe es erleichterte, Deutsche gegen Deutsche zum ^Nachteile Deutschlaubs zu mißbrauchen. Viele hatten gehofft, das; das alte Deutsche Reich unter einer kräftigen Kaisergewalt hergestellt und seine frühere Macht und Herrlichkeit roieber erlangen werbe. Die Freiheitskriege hatten sa gezeigt, welche Kraft ba^ vereinigte Deutschlaub besaß. Allein, wie berechtigt biefe Hoffnungen und Wünsche waren, ihre Erfüllung war in jener Zeit unmöglich, wenn nicht einer der beiben Großstaaten Gewalt anwenben wollte, und baburch wäre nach den vielen Kriegs leiben 'der letzten zwanzig Jahre ein neuer Krieg und neue Einmischung der sremben Mächte unausbleiblich geworben. Viele Klagen über die Kleinstaaterei waren wohl berechtigt. Aber wenn wir gerecht sein wollen, müssen wir auch anerkennen, daß die kleineren Staaten sür das innere Wohl des deutschen Vaterlanbes nicht wenig getan haben. Kunst und Wissenschaft, Gewerbe und Raubbau würden in ihnen eifrig gesörbert, und insbesondere würde in ihnen der Ansang gemacht, durch laubstünbische Ver-sassnngen den Staatsbürgern einen berechtigten Anteil an der Sorge sür das Gemeinwohl zu gewähren. Das _ Herzogtum Nassau erhielt schon 1814 eine lanbstänbische Versassnng, das Großherzogtum Sachsen-Weimar 1816, Sachsen-Koburg 1817, Baden und Bayern 1818, Württemberg 1819, das Großherzogtum Hessen 1820. Die Regierungen von Österreich und Preußen wollten von einer laubstänbischen Verfassung lange nichts wissen. Besonbers war der österreichische Minister Fürst Metternich ein Fernb der bürgerlichen Freiheit und bewirkte, daß die Monarchen der heiligen Allianz, benen später auch anbete Fürsten bei traten, Maßregeln zu ihrer Unterdrückung trafen. Es saut so weit, daß vaterlänbisch gesinnte Männer, wie E. M. Atnbt, als Unruhestifter und Verführer des Volkes verlästert und verfolgt wurden. Die Freiheit der Presse würde aufgehoben; Bücher und Zeitungen würden der Zensur unterworfen, b. h. vor dem Druck mußten sie zur Durchsicht einem Regierungsbeamten übergeben werben, der ausstrich, was ihm nicht gesiel. Liebe zum bentfchen Vater-lnnbe haben, feine Einigkeit und Größe wünschen, nach einer vernünftigen Freiheit streben, das alles würde damals als straf-würbiges Vergehen angesehen. Dabnrch würde bei den Deutschen Abneigung gegen ihre Regierungen und hierburch wieber größeres Mißtrauen der Regierungen gegen das Volk erzeugt, llnb wenn ein Fürst, wie Großherzog Leopolb von Baden, der Liebe und Treue seines Volkes vertrauenb, freisinnige Einrichtungen gab, so würde er durch den Bunbestag gezwungen, sie
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